Geschichte des Panoramas

Die Darstellungs- und Kunstform Panorama wurde 1787 in Schottland erfunden. In diesem Jahr meldete der irisch-stämmige Maler Robert Barker (1739-1806) ein Patent auf seine Erfindung an, die er bald „Panorama“ nannte. Das erste eigens für die Ausstellung von Panoramen bestimmte Gebäude wurde 1793 im Zentrum von London eröffnet. Es handelte sich um einen doppelstöckigen Bau, in dem zwei Rundgemälde gleichzeitig ausgestellt werden konnten.

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Schnitt durch das doppelstöckige Panoramagebäude in London, 1801,
Panoramamaler bei der Arbeit, Paris 1872

1902 wurde in Altötting ein Panoramagebäude errichtet. Im gleichen Jahr gründete der Künstler Gebhard Fugel mit Georg Völkl, dem Architekten des Panoramas, und dem Landschaftsmaler Josef Krieger eine Panoramagesellschaft. Das außergewöhnliche Kunstwerk wurde von Fugel und seinen Partnern ohne Auftrag geschaffen. Ein Panorama als freies Werk der Kunst war damals ungewöhnlich. In der Regel vergaben profitorientierte Aktiengesellschaften die Panorama-Aufträge.

Um sich der historischen Wahrheit ihres Bildgegenstandes so weit wie möglich zu nähern, griffen die Künstler auf historische Quellen und Rekonstruktionen zurück. 1902 reiste Josef Krieger zu topographischen Studien nach Palästina. Das Altöttinger Panorama ist in einjähriger Arbeit an Ort und Stelle im neu errichteten Zentralbau gemalt, bühnenbildnerisch eingerichtet und am 18. Juli 1903 eröffnet worden.


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Ehemaliges Gebäude des Sattler-Panoramas im Salzburger Stadtpark, 1875

Plan der Panorama-Rotunde von Jakob Ignaz Hittorff, Paris 1841

Das Jerusalem Panorama Kreuzigung in Altötting ist eines der wenigen weltweit erhaltenen historischen Beispiele einer außergewöhnlichen Kunstform. Panoramen waren im 19. Jahrhundert in den Großstädten Europas und Amerikas sehr beliebt. Für gewöhnlich wanderten die riesigen Gemälde von einer Stadt zur anderen und wurden dabei verbraucht. Das Panorama in Altötting dagegen verblieb wohlerhalten am Ort seiner Entstehung und Bestimmung. Eine Generalrestaurierung wurde 1989 im Jahr des 500jährigen Bestehens der Wallfahrt nach Altötting abgeschlossen.

Nahezu hundert Jahre lang von Gebhard Fugel und seinen Nachkommen als Museum geführt, wird das Panorama seit 1996 von der gemeinnützigen SPA Stiftung Panorama Altötting betreut, in die die Nachkommen Fugels das Werk unentgeltlich einbrachten.

Als Massenmedium erlitt das Panorama zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen gewissen Abschwung, der oft mit der Publikumsgunst für den neu aufkommenden Film erklärt wurde. Als außergewöhnliche Kunstform jedoch hat das Panorama nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil, die erhaltenen historischen Panoramen faszinieren heute ein kunstsinniges und historisch interessiertes Publikum.

Zudem sind in den letzten Jahrzehnten weltweit zahlreiche neue Panoramen entstanden, unter anderen in Bulgarien, Russland, Ägypten, Syrien, Nordkorea, China, Australien und in der Türkei. In Deutschland wurde 1989 das Bauernkriegspanorama von Werner Tübke in Bad Frankenhausen und 2002 das Stauferrundbild von Hans Kloss im Kloster Lorch eröffnet. In Berlin arbeitet der Künstler Yadegar Asisi mit modernen Techniken an neuen temporären Panoramen. Der New Yorker Künstler Sanford Wurmfeld schuf 2000 das erste abstrakte Panorama (Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen).

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